Alle Leute kommen aus einer Tradition. KRAUS kommt aus der Tradition der Fahrenden Sänger*innen und Bard*innen, der Hofnarren, die der Gesellschaft durch Gesang und Erzählung den Spiegel vorhielten, die frech und kratzbürstig sowie gleichermaßen wahrhaftig waren.
Deshalb hat KRAUS ein Wappentier, nämlich den Wiedehopf.
Selbstverständlich ist die Annahme eines Wappens eine Art von ironisierter Traditionsübernahme, da alle Traditionen, was ihre Auswirkung auf unsere heutige Lebenswelt betrifft, hinterfragt werden sollen.
Und so ist auch der Wiedehopf genau das:
Ein antiromantischer Vogel in einer romantischen Zeit, das Drinnen und das Draußen gleichzeitig.
Der Wiedehopf galt in der Romantik als der Nestbeschmutzer, als der Vogel der gottlosen (das hieß: schlechten) Dichtung, als der Eigenwillige, der Sündhafte: Wegen seines unsauberen Nestes und des unangenehmen Geruches versinnbildlichte er falschen Glauben und Unzucht, wegen seines prächtigen Federkleides besonderen Hochmut.
Alle Epochen haben sich mit dem Wiedehopf beschäftigt, er taucht wie eine Art Joker immer wieder aus dem Nichts auf. Ovid schrieb in den Metamorphosen: „facies armata videtur“ - Der Schnabel gleicht der Form eines Schwertes.
Das ist genau der Anspruch von KRAUS: Die Texte sollen geschärft sein und schneiden, kein Wort zu viel, keins zu wenig enthalten, treffend und spitz.
Der Wiedehopf ist – alleine seiner Silhouette wegen – der Punk unter den Fabeltieren, die Queerness in der Geschichte, die Individualität abseits der kapitalistischen Vereinnahmung.
Und so wollen wir aufmerksam machen, hinterfragen (auch uns selber), anecken wo es notwendig ist, für das Anderssein einstehen, die große Show machen und dabei immer:
Wahre Geschichten erzählen, denn:
Wir berichten jetzt was, das wirklich die Wahrheit ist, und eben deshalb erfunden.
20. Juni
Fehlte der Wiedehopf,
fehlte noch mehr:
fehlte ein steter Ruf,
fehlte ein rascher Flug,
fehlte ein lichtes Braun,
fehlte schwarz-weißes Flirr’n,
fehlte dieses
ganz einzigartig
mitreißend Fremde,
fehlte dies Anderssein,
fehlte dies Ich-bin-ich,
fehlte dies Ihr-könnt-mich,
fehlte dies Sei-wie-ich,
fehlte dies Du-bleibst-du,
fehlte dies Upupu,
fehlte sein heller Kopf,
fehlte sein greller Schopf:
fehlte der Wiedehopf.
(Robert Gernhardt)
Alle Leute kommen aus einer Tradition. KRAUS kommt aus der Tradition der Fahrenden Sänger*innen und Bard*innen, der Hofnarren, die der Gesellschaft durch Gesang und Erzählung den Spiegel vorhielten, die frech und kratzbürstig sowie gleichermaßen wahrhaftig waren.
Deshalb hat KRAUS ein Wappentier, nämlich den Wiedehopf.
Selbstverständlich ist die Annahme eines Wappens eine Art von ironisierter Traditionsübernahme, da alle Traditionen, was ihre Auswirkung auf unsere heutige Lebenswelt betrifft, hinterfragt werden sollen.
Und so ist auch der Wiedehopf genau das:
Ein antiromantischer Vogel in einer romantischen Zeit, das Drinnen und das Draußen gleichzeitig.
Der Wiedehopf galt in der Romantik als der Nestbeschmutzer, als der Vogel der gottlosen (das hieß: schlechten) Dichtung, als der Eigenwillige, der Sündhafte: Wegen seines unsauberen Nestes und des unangenehmen Geruches versinnbildlichte er falschen Glauben und Unzucht, wegen seines prächtigen Federkleides besonderen Hochmut.
Alle Epochen haben sich mit dem Wiedehopf beschäftigt, er taucht wie eine Art Joker immer wieder aus dem Nichts auf. Ovid schrieb in den Metamorphosen: „facies armata videtur“ - Der Schnabel gleicht der Form eines Schwertes.
Das ist genau der Anspruch von KRAUS: Die Texte sollen geschärft sein und schneiden, kein Wort zu viel, keins zu wenig enthalten, treffend und spitz.
Der Wiedehopf ist – alleine seiner Silhouette wegen – der Punk unter den Fabeltieren, die Queerness in der Geschichte, die Individualität abseits der kapitalistischen Vereinnahmung.
Und so wollen wir aufmerksam machen, hinterfragen (auch uns selber), anecken wo es notwendig ist, für das Anderssein einstehen, die große Show machen und dabei immer:
Wahre Geschichten erzählen, denn:
Wir berichten jetzt was, das wirklich die Wahrheit ist, und eben deshalb erfunden.
20. Juni
Fehlte der Wiedehopf,
fehlte noch mehr:
fehlte ein steter Ruf,
fehlte ein rascher Flug,
fehlte ein lichtes Braun,
fehlte schwarz-weißes Flirr’n,
fehlte dieses
ganz einzigartig
mitreißend Fremde,
fehlte dies Anderssein,
fehlte dies Ich-bin-ich,
fehlte dies Ihr-könnt-mich,
fehlte dies Sei-wie-ich,
fehlte dies Du-bleibst-du,
fehlte dies Upupu,
fehlte sein heller Kopf,
fehlte sein greller Schopf:
fehlte der Wiedehopf.
(Robert Gernhardt)